PINOT NOIR auf dem MONTMARTRE?

 

Paris hat einen eigenen Wein?

Das klang dann mal nach einer interessanten Meldung. Die Recherche ergab: der Wein wächst auf dem Montmartre, unterhalb der berühmten Kathedrale Sacre Coeur. Der Wein wird von Künstlern des Viertels angebaut, gehegt und gepflegt..... und Mitte Oktober wird die Fête de Vendanges gefeiert...... Also auf, auf den Berg!

Mit der Metro 2 kann man bequem an den 'Place de Pigalle' fahren und von dort aus geht es relativ steil, über kurvige Gassen und steile "Stäffele" hinauf auf die mit 130 m höchste Erhebung von Paris: den "Butte Montmartre".

Beim heute noch im rauschenden Meer der MegaCity Paris wie eine Insel gelegene Berg Montmartre, handelt es sich um ein ehemaliges Dorf - mit Kloster aus dem 12. Jahrhundert. Und von den dort ansässigen Benediktinermönchen wurde Wein angebaut, auf dem Berg vor Paris. Sehr zur Freude der Stadtbevölkerung, denn die Einfuhr von Wein war lange Zeit streng verboten. Also ging man am Wochenende auf den Berg und feierte. Später, Ende des19. Jahrhunderts, als Paris, dank der städtebaulichen Neuerungen Haussmanns (das war der mit den großen Bürgerhäusern und den schmiedeeisernen Balkons und den Chaussees) für viele zu teuer wurde, zogen vor allem die Künstler auf den Berg Montmartre. Dort ging es eindeutig lustiger zu, freier - und es war bezahlbar. Man feierte im 'Moulin Rouge' mit Wein und Absinthe, wenn mal wieder ein Bild verkauft wurde. Und zumindest eine der auf dem Berg seit dem 15. Jahrhundert existierenden drei großen Windmühlen gab dem berühmten Theater 'Moulin Rouge' sein Fassadenbild. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Windmühlen abgerissen und Sacre Coeur gebaut. Doch das ist eine andere Geschichte.

Im Künstlerviertel Montmartre wohnten so berühmte Maler wie Renoir, Van Gogh, Steinlen, Toulouse-Lautrec und später auch Picasso, Braque und Modigliani. Doch wie die Puccini Oper La Bohème vermittelt, ging es nicht immer lustig zu. Ab und zu verirrte sich ein reicher Mäzen nach Montmartre, kaufte ein Bild. Und dann wurde ausgiebig gefeiert mit Wein und Champagner. Den Rest des Jahres musste man sehen, woher man seine Kohlen nahm. Im Winter war es bitterkalt.

Doch zurück zum Wein und Weinberg. Wir suchten im Süden....da war die fotogene Treppe mit hunderten von Touristen und ebensovielen Portraitmalern und/oder Eiffelturmverkäufern....wir suchten im Osten, da gab es sehr nette Restaurants mit wunderbarem Blick......und fanden schließlich im Norden (!) oberhalb des Friedhofes den Weinberg. Eingezäunt. Mit Warnschildern. Ein, im wahrsten Sinne des Wortes, "Kleinod". Ein "Weingarten", in dem auf engstem Raum wachsen hier 1800 Reben und 27 Rebsorten. Umrahmt von weinumrankten Künstlerhäuschen, dem Cimetière und gekrönt von einem romantischen Blick vom Berg auf Paris. Eingezäunt wie ein Juwel. Ein Ökosystem, eine Insel der Ruhe. Mit einem fantastischem Blick auf den nördlichen Teil der Île de France..........

Doch was mussten wir hören? Eine amerikanische Reiseführerin erklärte gerade lautstark ihren Gästen, dass hier die Rebsorten Gamay (also DIE Beaujolais Rebsorte) und Pinot Noir angebaut würden. Sounds great!! BUT. Im nächsten Teil erklärte sie, dass der Wein hier eigentlich nur dünne säuerliche Tropfen ergeben würde - die allerdings gehandelt würden.....wie Trüffel auf dem Markt von Alba oder so. Sprich, eine halbliter Flasche "Clos de Montmartre" wird auf der Auktion bei der Fête de Vendange dann mal locker mit 40 Dollar verkauft.....

Also, ich würde mal sagen, vielleicht ist es der Wein selbst nicht, aber allein die von den Künstlern des Berges Montmartre gestalteten Etiketten sind ihren Preis dann mal locker wert.

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